Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 9, Nein: 0, Enthaltungen: 0

Beschlussempfehlung:

 

Das Sprachförderkonzept für die besondere Sprachförderung in den Kindertagesstätten und Schulen, insbesondere im Ortsteil Ahlhorn, wird zur Kenntnis genommen.

 

Für die Umsetzung des Konzeptes sollen für die Jahre 2023 – 2025 Haushaltsmittel in Höhe von 65.000,00 € jährlich zur Verfügung gestellt werden, sofern sich auch der Landkreis Oldenburg mit der gleichen Summe an der Sprachförderung beteiligt.

 

Nach drei Jahren erfolgt eine Evaluation des Konzeptes.


Sach- und Rechtslage:

 

Der Sprachförderbedarf sowohl in den Kindertagesstätten wie auch in den Schulen (Grundschulen sowie weiterführende Schulen) ist steigend. Bereits in der Sitzung des Jugend-, Ordnungs- und Sozialausschusses am 09.11.2019 wurde auf den steigenden Sprachförderbedarf in den Kindergärten hingewiesen, nachdem die bis 2018 praktizierte Sprachförderung an den Grundschulen auf die Kindergärten übertragen wurde („alltagsintegrierte Sprachförderung“).

 

Für die Sprachförderung in den Kindertagesstätten ist der Landkreis Oldenburg als örtlicher Träger der Jugendhilfe zuständig. Das Land Niedersachsen stellt dem Landkreis Oldenburg mit der „besonderen Finanzhilfe für Sprachbildung und Sprachförderung“ Haushaltsmittel zur Verfügung. Diese Mittel bzw. der Stundenanteil der daraus finanzierten Sprachförderkräfte reichen jedoch nicht aus, um insbesondere im Ortsteil Ahlhorn die Kinder mit einem Sprachförderbedarf vor der Einschulung ausreichend zu fördern. Auch die darüber hinaus zur Verfügung stehenden Förderprogramme (des Bundes), z.B. für „Sprach-KiTas“, können nicht alle Bedarfe abdecken. Hinzu kommt, dass der Bund angekündigt hat, diese Sprachförderung über das Jahr 2022 hinaus nicht zu verlängern.

 

Für die Sprachförderung in den Schulen ist das Land Niedersachsen zuständig. An den Grund- und weiterführenden Schulen kann eine Sprachförderung grundsätzlich z.B. aus Mittel des Bildungs- und Teilhabepaketes (BuT) finanziert werden. Für Familien der osteuropäischen Arbeitsmigranten, die in Beschäftigungsverhältnissen stehen, besteht jedoch kein Anspruch auf BuT-Leistungen, so dass bei vielen Kindern nicht-deutscher Herkunft mit Sprachdefiziten eine gezielte Förderung unterbleibt.

 

Ein weiterer Zweig der Sprachförderung besteht in den hierfür eingerichteten Sprachförderklassen. Durch nicht ausreichende Fördermittel des Landes für die bisher etablierten Sprachförderklassen stehen jedoch immer weniger Stunden zur Verfügung – bei gleichzeitig wachsender Schülerzahl.

 

Mit dem Landkreis Oldenburg wurden aufgrund des Beschlusses im Jugend-, Ordnungs- und Sozialausschuss vom 09.11.2019 Gespräche geführt. Vereinbart wurde die Erstellung eines Sprachförderkonzeptes für die Gemeinde, welches sich auf alle Kinder vom Krippen-/Kindergartenalter bis zum Schulabschluss bezieht („besondere Sprachförderung Gemeinde Großenkneten“).

 

Ein solches Konzept wurde durch die beteiligten Fachkräfte in den KiTas und Schulen entwickelt. Dieses „Sprachförderkonzept der Kindertagesstätten – Grundschulen – Graf-von-Zeppelinschule in der Gemeinde Großenkneten“ ist der Beschlussvorlage Nr. BV/0234/2021-2026 beigefügt.

 

Die didaktische Leiterin der Graf-von-Zeppelin-Schule Oberschule, Frau Marion Hoopmann, wird das Konzept darüber hinaus in der Sitzung des Jugend-, Ordnungs- und Sozialausschusses vorstellen und für Fragen zur Verfügung stehen.

 

Das Konzept stellt fest, dass die vorgesehene „alltagsintegrierte Sprachförderung“ in den Ahlhorner Bildungseinrichtungen kaum umgesetzt werden kann, da in den einzelnen Gruppen und Klassen häufig die Sprachvorbilder fehlen. Erforderlich sind daher für alle Altersgruppen zusätzliche Sprachfördermöglichkeiten, die altersgerechte Zusatzangebote möglichst in Kleingruppen ermöglichen. Ziel soll die Umsetzung einer verlässlichen Sprachförderung sein, die den Kindern und Heranwachsenden eine Perspektive für die (berufliche) Zukunft ermöglicht.

 

Das Konzept sieht zunächst eine einheitliche Dokumentation der Sprachförderung von der Krippe/Kindergarten bis zum Schulabschluss vor – übergreifend auf alle 4 Bildungsstandorte in der Gemeinde.

 

Für die Ahlhorner  Kindertagesstätten sollen zusätzliche Sprachförderkräfte („Aktionskräfte“) eingesetzt werden, welche in der integrativen Sprachförderung wie auch bei der Begleitung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule unterstützen und mitwirken sollen. Ebenfalls vorgeschlagen wird eine Verkleinerung der Gruppengrößen.

 

Aufgrund der fehlenden räumlichen und personellen Kapazitäten ist eine Verkleinerung der Gruppen zurzeit nicht realisierbar. Vorstellbar ist jedoch die Beschäftigung zusätzlicher Förderkräfte durch die beiden Einrichtungsträger, der kath. Kirchengemeinde St. Peter und der ev.-luth. Kirchengemeinde Ahlhorn. Hierfür ist ein Personalkostenzuschuss von insgesamt bis zu 70.000,00 € vorstellbar, soweit diese Kosten jeweils zur Hälfte vom Landkreis Oldenburg und der Gemeinde Großenkneten getragen werden (je 35.000,00 €).

 

Für die Schulen im Ortsteil Ahlhorn schlägt das Konzept die Beschäftigung zusätzlicher Fachkräfte vor, um in kleinen Lerngruppen außerhalb der Unterrichtszeiten eine Sprachförderung durchzuführen. Diese zusätzliche Förderung kann in Projektarbeit oder als nachmittägliches Lernangebot für Kleingruppen durchgeführt werden. Ebenfalls ist eine integrative Lerngruppe zwischen der Grundschule Ahlhorn sowie der GvZ-Schule (4. und 5. Jahrgang) vorstellbar. Dafür sind Haushaltsmittel in Höhe von 39.600,00 € für die Sprachförderung an der Grundschule Ahlhorn sowie 52.800,00 € für die Oberschule Graf-von-Zeppelin je Schuljahr nötig.

 

Eine Teil-Umsetzung dieser Förderung mit zunächst insgesamt 60.000,00 € ist vorstellbar, sofern sich auch hier der Landkreis Oldenburg anteilig mit 30.000,00 € beteiligt. Die Landkreisverwaltung hat eine entsprechende Bereitschaft signalisiert.

 

Nach drei Jahren (Ende 2025) soll eine Evaluation der durchgeführten Maßnahmen erfolgen. 

 

Der Bürgermeister schlägt daher vor, das Sprachförderkonzept in den Kindertagesstätten und Schulen der Gemeinde Großenkneten zur Kenntnis zu nehmen und umzusetzen. Für die Sprachförderung in den Ahlhorner Einrichtungen wird ein Zuschuss von bis zu 130.00000 € gewährt, soweit sich der Landkreis Oldenburg anteilig mit 50 % an diesen Kosten beteiligt und entsprechende gemeindliche Haushaltsmittel ab dem Jahr 2023 zur Verfügung stehen.

 

Nach drei Jahren erfolgt eine Evaluation der Sprachfördermaßnahmen.

 

Sitzungsbeiträge:

 

Die didaktische Leiterin der Oberschule Graf-von-Zeppelin, Frau Marion Hoopmann, erläutert anhand einer Power Point Präsentation die Entwicklung sowie die erarbeiteten Ziele und Grundlagen der besonderen Sprachförderung in der Gemeinde Großenkneten. Diese Präsentation ist dem Protokoll beigefügt.

 

Ratsherr Richter erkundigt sich im Anschluss, warum der Landkreis Oldenburg bisher nur über die Sprachfördermittel in den Kindertagesstätten, jedoch nicht auf Schulebene entschieden habe. Ebenfalls möchte er wissen, wie die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel in den Bereichen Kindertagesstätten und Schulen aufgeteilt werden sollen.

 

Bürgermeister Schmidtke erläutert, dass auf Kreisebene noch keine Entscheidung bezüglich der Sprachförderung in den Schulen erfolgt sei. Die Verständigung über die Verteilung der Haushaltsmittel müsse in Kooperation mit den beteiligten Einrichtungen erfolgen.

 

Ratsherr Richter merkt an, dass frühzeitig Regelungen über die in drei Jahren beabsichtigte Evaluation (Erwartungen, Ziele) getroffen werden müssen.

 

Ratsherr Lahrmann erkundigt sich nach dem Aufgabenfeld der „Aktionskräfte“ in den Kindertagesstätten. Frau Hoopmann erläutert, dass diese Aktionskräfte für die Unterstützung der Sprachkräfte nach dem Bundesprogramm vorgesehen seien.

 

Mitglied Koopmann ergänzt, dass darüber hinaus die Aktionskräfte die Schnittstellen zwischen den Kitas und den Grundschulen, z. B. durch gemeinsame Sprachangebote für Vorschulkinder und Erstklässler begleiten sollen.

 

Ratsherr Rykena erkundigt sich, ob die nach dem erarbeiteten Konzept erforderlichen zusätzlichen Kräfte zur Verfügung stehen und welche Ausbildung erforderlich sei.

 

Frau Hoopmann erläutert, dass Fachkräfte mit pädagogischer Ausbildung gesucht werden.

 

Eine weitere Frage des Ratsherrn Rykena beantwortet Frau Hoopmann mit der Größe einer Sprachlernklasse an der Oberschule mit maximal 15 Kindern, die für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren diese Klasse besuchen.

 

Ratsherr Richter betont die Wichtigkeit der Sprachlernklassen, währenddessen die Planungen auf Landesebene in eine gegensätzliche Richtung laufen.

 

Frau Hoopmann ergänzt, dass die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler zu den Sprachlernklassen durchweg positiv seien, da diese eine wertvolle Ergänzung für das aktive Lernen bedeuten.

 

Ratsfrau Grotelüschen bedankt sich für die gute Analyse der Sprachlernbedarfe. Für die CDU-Fraktion sei die Unterstützung und die Schaffung von Rahmenbedingungen ein wichtiger Beitrag für die Sprachförderung. Sie regt an, auch an die Landesebene zu appellieren, dass mit dieser Sprachförderung eine wertvolle Grundlage geschaffen werden müsse. Auch auf Bundesebene müsse die Wichtigkeit des bisherigen Bundesprogramms betont werden.

 

Frau Hoopmann regt an, die zur Verfügung stehenden Mittel nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz auch für Sprachförderungen parallel zum Unterrichtsangebot zu nutzen.

 

Ratsfrau Schilberg bestätigt diese Aussage und bedauert, dass die bisherigen Regelungen verändert wurden.

 

Ratsherr Richter betont noch einmal, dass gerade am Schulstandort Ahlhorn die auf Landesebene verordneten Erlasse nicht mehr greifen, sondern dass die Schulen in Eigenverantwortung handeln müssten. Die Oberschule Graf-von-Zeppelin sei als „Brennpunktschule“ ausgewiesen.

 

Ratsherr Rykena erkundigt sich, ob die im Konzept erwähnte Dokumentation ausschließlich von Fachkräften entwickelt wurde.

 

Frau Hoopmann bejaht diese Frage und weist darauf hin, dass die Dokumentationen zunächst ausschließlich für Kinder ohne ausreichendes Sprachniveau angewandt würden.

 

Ausschussvorsitzender Martens sowie Bürgermeister Schmidtke danken Frau Hoopmann für den informativen und fachlich fundierten Vortrag.

 

Mitglied Koopmann merkt an, dass er das Konzept für eines gutes Handlungsinstrument halte, welches eine sehr positive Wirkung auch auf andere Kommunen habe. Durch die Ankündigung der Einstellung der Sprach-Kitas habe es einen Rückschlag gegeben, denn gerade im Ortsteil Ahlhorn besuchen etwa 80 Kinder mit sprachlichen Entwicklungsverzögerungen die Kindertagesstätten. Er richtet deshalb einen Appell an die politischen Vertreter, die bisherigen finanziellen Mittel auch weiterhin zum Fortführen der erfolgreichen Arbeit zur Verfügung zu stellen.