Sitzung: 13.06.2024 Schul- und Sportausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 9, Nein: 0, Enthaltung: 0
Vorlage: BV/0669/2021-2026
Beschluss:
Der Bericht zur
derzeitigen Situation sowie den Folgen einer möglichen Erweiterung der
Grundschule Ahlhorn wird zur Kenntnis genommen.
Der Schul- und
Sportausschuss stellt fest, dass Handlungsbedarf zu einer Überprüfung der
Raumsituation an den Grundschulen, insbesondere an der Grundschule Ahlhorn,
besteht.
Die Verwaltung wird beauftragt, Analysen zur Entwicklung der Schülerzahlen aufzustellen und konkrete Vorschläge zur Deckung der (Raum-)Bedarfe aufzuzeigen. Hierzu sollen Planungskosten i. H. v. 50.000,00 € in den Haushalt 2025 eingestellt werden.
Sach- und Rechtslage:
Die CDU-Fraktion bittet mit Schreiben vom 26.04.2024 u. a. um einen Bericht über die derzeitige Situation an der Grundschule Ahlhorn sowie über die Folgen einer möglichen Erweiterung der Schule.
Das Schreiben der CDU-Fraktion ist der Beschlussvorlage Nr. BV/0669/2021-2026 beigefügt.
Die Rektorin der Grundschule Ahlhorn, Frau Darja Kaper, wird in der Sitzung des Schul- und Sportausschusses zu der Fragestellung vortragen.
Hinsichtlich der Einschätzung der Verwaltung wird auf die Ausführungen in der Beschlussvorlage Nr. BV/0668/2021-2026 verwiesen.
Sitzungsbeiträge:
Die Rektorin der Grundschule Ahlhorn, Darja Kaper, sowie die Konrektorin Ulrike Levold, tragen zur Situation der Grundschule Ahlhorn vor. Sie führen aus, dass die Zahlen, mit denen die Grundschule Ahlhorn in das neue Schuljahr starte, nicht so groß ausfielen, wie zwischenzeitlich befürchtet. 112 Kinder würden nun im August eingeschult, daraus ergäben sich fünf 1. Klassen zusätzlich zur sog. Basisklasse. Damit wären die vorhandenen Räumlichkeiten bezogen auf Klassenräume tatsächlich ausreichend, voraussichtlich auch im darauffolgenden Schuljahr. Allerdings sei es dann nicht mehr möglich, einen eigenen Raum für die Sprachförderung zur Verfügung zu stellen. Stattdessen müsse die Sprachförderung dann jeweils in Klassenräumen stattfinden, während die entsprechenden Klassen am Sport- oder Schwimmunterricht teilnähmen. Daraufhin sei es unmöglich, das für die Förderung benötigte Material fest in einem Unterrichtsraum zu lagern. Der Bedarf an Sprachförderung steige gleichzeitig kontinuierlich an, auch der an im letzten Kindergartenjahr vor Einschulung durchzuführende Sprachförderung. Hinzu kämen in der letzten Zeit vermehrt sonderpädagogische Überprüfungsverfahren, insbesondere auch bereits vor der Einschulung. In der Vergangenheit seien die Überprüfungsverfahren im Bereich „Lernen“ gegen Ende des 2. Schuljahres durchgeführt worden, sodass ein sonderpädagogischer Förderbedarf ab der 3. Klasse festgestellt werden konnte. Die Kinder mit Förderbedarf zählten bei der Feststellung der Klassenstärke doppelt. Hinzu kämen Kinder, die zunächst in der Sprachheilschule eingeschult worden seien und dann ebenfalls meist in Klasse 2 oder 3 zurück an die Regelschule kämen. Eine weitere Herausforderung seien die vielen unterjährigen Zu- und Abgänge von Kindern. Allein am heutigen Tage habe es zwei unvorhergesehene Anmeldungen gegeben, die aufgrund der sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten etwa zwei Stunden in Anspruch genommen habe. In diesem konkreten Fall sei es um zwei zusätzliche Schüler/innen gegangen. So etwas passiere laufend. Daraus ergäben sich dann in den entsprechenden Schuljahrgängen kontinuierlich schwer vorhersagbare Schwankungen der Klassenstärken. Das Auslaufen der Förderschulen und der Umstand, dass im Hinblick auf den Beschulungsort der Elternwille am schwersten wiege, führe dazu, dass immer mehr inklusiv beschulte Kinder die Grundschule besuchten. Dies habe unmittelbaren Einfluss auf den Unterricht in den betroffenen Klassen, zumal bereits die häufig nicht oder nur unzureichend vorhandenen Sprachkenntnisse bereits ein großes Maß an Differenzierung verlangten. In Klassen mit deutlich über 20 Kindern sei das kaum leistbar.
Ratsfrau Frommhold erkundigt sich, ob angesichts der geschilderten Problemlage diese überhaupt mit zusätzlichen Räumlichkeiten aufgelöst werden könne. Ihr scheine das Problem vielmehr in fehlendem zusätzlichen Lehrpersonal zu liegen.
Dies bestätigt Frau Kaper. Zusätzliche Lehrerstunden für die Einrichtung kleinerer Klassen aufgrund der bestehenden Herausforderungen seien allerdings vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung abgelehnt worden. Stattdessen sei vorgeschlagen worden, die für die Sprachförderung zusätzlich bewilligten Stunden dafür zu nutzen, eine zusätzliche Klasse einzurichten. Diesem Vorschlag sei versuchsweise bereits vor 2 Jahren gefolgt worden, allerdings habe dies unmittelbar dazu geführt, dass diese Stunden zur besonderen Förderung an anderer Stelle gefehlt hätten. Außerdem würden die Stunden für Sprachförderung jährlich neu anhand förderbedürftigen Schüler/innen festgelegt, sodass Schwankungen der Schülerzahlen eine verlässliche Planung erschwerten.
Beigeordnete Grotelüschen stellt zusammenfassend fest, dass bei den Raumplanungen das Auslaufen der Förderschule und die daraus resultierende Mehrbelastung der Grundschulen berücksichtigt werden müssen. Die Aufnahme in das Startchancen-Programm werde einerseits hoffentlich Entlastung für die Schule bedeuten, gleichzeitig jedoch einen weiteren Raumbedarf mit sich bringen. Die aktuelle Raumsituation biete keinerlei Reserven, wodurch plötzlich auftretende zusätzliche Bedarfe nicht gedeckt werden könnten. Die CDU-Fraktion zeige sich daher mit der Beschlussempfehlung der bloßen Kenntnisnahme der Situation nicht einverstanden, sondern beantrage, dass die Verwaltung eine Untersuchung der Raumbedarfe beauftrage.
Frau Kaper und Frau Levold weisen nachdrücklich darauf hin, dass ein weiteres Anwachsen des Schulstandortes nicht dem Wunsch der Schule entspreche. Die Aufnahme vieler zusätzlicher Kinder würde sich negativ auf das gesamte Gefüge der Schule auswirken. Dies habe auch die gemeinsame Begehung mit den Vertreter/innen der Schulbauberatung vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung ergeben. Eine bauliche Veränderung und steigende Schülerzahlen würden unmittelbar dazu führen, dass mehr Kindern weniger Platz auf dem Schulhof zur Verfügung stünde. Gleichzeitig benötigten aber gerade die Schüler/innen ihrer Klientel viel Raum, um dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder gerecht zu werden. Zu Hause würden diese Kinder häufig mehr Zeit an Bildschirmen als an der frischen Luft verbringen. Daraus ergäben sich zunehmend motorische Defizite, denen die Schule entgegenwirken müsse. Man dürfe auch nicht vergessen, wie viel Lärm und Unruhe auch von den Kindern ausgehe. Ab einer gewissen Anzahl bestehe die Gefahr nur schwer kontrollierbarer Konflikte. All das spräche gegen eine umfangreiche Vergrößerung des Standortes insgesamt.
Ratsfrau Feldmann erkundigt sich, welche weiteren Ergebnisse die Begehung mit der Schulbauberatung ergeben habe.
Frau Kaper führt aus, dass es einige sicherheitsrelevante Erkenntnisse gegeben habe. Hierzu werde es einen zusätzlichen Termin geben, bei dem dies genauer untersucht werde. Außerdem sei festgestellt worden, dass das Lehrerzimmer insgesamt viel zu klein werde und dem Zuwachs an Personal durch zusätzliche Förderkräfte nicht gerecht werden könne. Bemängelt worden sei auch, dass es keinen vollwertigen Arbeitsplatz für die Konrektorin gebe. Dieser stehe nur ein sehr kleiner Bereich im Büro der Schulsekretärin an deren Schreibtisch zur Verfügung. Insgesamt habe dies einen sehr provisorischen Charakter. Als positiv hätten die Vertreter/innen der Schulbauberatung bewertet, dass den Klassenräumen eigene Gruppenräume zur Verfügung stünden. Für den Betrieb der Schule als Ganztagsschule fehle allerdings eine größere Küche.
Ratsfrau Frommhold zeigt sich überrascht, dass eine (bauliche) Erweiterung nicht dem Wunsch der Schule entspreche. Es lege aus ihrer Sicht nahe, dass man sich gedanklich mit der Einrichtung eines weiteren Grundschulstandortes befassen müsse.
Ratsherr Rykena erwähnt, dass er sich vor einiger Zeit die Grundschulen in Garrel mit dem zusätzlichen kleinen Schulstandort in Tweel, der organisatorisch zur Grundschule Garrel gehöre, angesehen habe. Der kleine Schulstandort habe seinem Eindruck nach eine sehr schöne, ruhige Atmosphäre gehabt. Vielleicht könne ein zusätzlicher Standort der Grundschule Ahlhorn Entlastung bereiten.
Dem widerspricht Frau Kaper. Sollte dieser zusätzliche Standort unter Leitung der Grundschule Ahlhorn mit geführt werden, bedeute das eher eine Mehrbelastung für das Schulleitungsteam.
Mitglied Hoopmann ergänzt, dass sich die pädagogische Arbeit, die sowieso einem fortlaufenden Wandel unterliegt, weiter stark verändern werde. Insbesondere sehe das Startchancen-Programm zusätzliche Differenzierung des Unterrichts vor. Daraus ergeben sich vielfältige Bedarfe und Herausforderungen für die Schulen.
Ratsfrau Jähnke wirft ein, dass mit Blick auf die Prognose der Schülerzahlen ein Anwachsen der Grundschule offenbar unausweichlich sei.
Frau Kaper bekräftigt, dass die Kapazitäten der Grundschule am Limit seien und keine Entspannung im Hinblick auf die Schülerzahlen zu erwarten sei.
Ratsherr Rykena schlägt vor, dass der Beschlussvorschlag der Verwaltung dahingehend verändert werden solle, dass ein Raumbedarf festgestellt werde.
Dem widerspricht Bürgermeister Schmidtke. Nach bisherigem Erkenntnisstand seien die vorhandenen Räumlichkeiten ausreichend.
Amtsleiterin Asche fügt an, dass es derzeit viele Unsicherheiten durch die noch unbekannten konkreten Auswirkungen der Aufnahme in das Startchancen-Programm gebe und die Grundschule Ahlhorn sich noch nicht abschließend entschieden habe, ob und in welcher Weise sie sich die Einrichtung des Ganztagsschulbetriebes vorstellen könne. Es sei daher schwierig, einen Bedarf an zusätzlichen Räumlichkeiten heute bereits festzustellen.
Ratsherr Rykena bekräftigt, dass der zusätzliche Raumbedarf sehr wohl feststehe. Es gehe lediglich darum, im Rahmen einer Analyse festzustellen, in welchem Ausmaß und wo konkret der Bedarf bestehe.
Beigeordnete Grotelüschen beantragt, den Beschlussvorschlag der Verwaltung dahingehend zu ergänzen, dass der Schul- und Sportausschuss feststellen möge, dass Handlungsbedarf zu einer Überprüfung der Raumsituation an den Grundschulen, insbesondere an der Grundschule Ahlhorn, bestehe.
Die Verwaltung solle außerdem beauftragt werden, Analysen zur Entwicklung der Schülerzahlen aufzustellen und konkrete Vorschläge zur Deckung der (Raum-) Bedarfe aufzuzeigen. Hierzu sollen Planungskosten i. H. v. 50.000,00 € in den Haushalt 2025 eingestellt werden.
Da es keine Einwände gibt, lässt Ausschussvorsitzende Johannes über die ergänzte Beschlussempfehlung wie folgt abstimmen:
9 Ja-Stimmen
0 Nein-Stimmen
0 Enthalten
Somit ist der Tagesordnungspunkt dem nächsten Verwaltungsausschuss zur Beratung und Entscheidung vorzulegen.